Am Black Friday hat Amazon die “alte” Pebble für 65,- € raus gehauen. Für das Geld konnte man nichts falsch machen. Nachdem meine bessere Hälfte dann eine Woche lang den “Klotz” (im Vergleich zu ihren Armen) getragen und die Vorzüge einer Smartwatch kennen gelernt hat, bin nun ich dran, herauszufinden, was die Pebble ausmacht.
Und so richtig überzeugt bin ich nicht. Was erstmal wirklich hervorzuheben ist: Das Display ist toll, always on und man bekommt ausreichend Informationen unter. Die Akkulaufzeit ist natürlich auch genial. Und auch die Bedienung über die Knöpfe finde ich in vielen Fällen sinnvoller, als per Touchscreen (den man z.B. im Regen nicht vernünftig bedienen kann … oder blind). Und sie ist wasserdicht! (Ja, waterPROOF bis 5 ATM, bzw. 40 Meter!)
Als reine Nachrichtenzentrale mit ein paar Gimmicks ist die Uhr genial und sehr zu empfehlen. Wer also hauptsächlich Benachrichtigungen am Handgelenk sehen will, kann getrost zur Pebble greifen. Das funktioniert übrigens auch unter iOS erstaunlich gut.
Jetzt aber zu den Knackpunkten: Die Apps. Die Pebble hat ein eigenes Ökosystem an Apps. D.h. Entwickler müssen sich extra hinsetzen und spezielle Apps schreiben. Dadurch ist das Angebot nicht breit und bis auf ein paar Perlen auch nicht unbedingt herausragend. Dazu kommt noch, dass viele bessere Uhr-Apps noch eine Komponente auf dem Smartphone brauchen, um die nötigen Daten auszutauschen.
Man hat also teilweise für 1 App am Handgelenk sage und schreibe 3 Apps (Pebble-Android-App, Companion-App für den Datenaustausch, eigentliche Android-App) auf dem Android am Laufen. Wobei man auch sagen muss, dass es auch genug Pebble-Apps gibt, die die in der Pebble-Android-App eingebauten Internetfunktionen nutzen. Allerdings gleicht sich dann auch nichts mit dem Stand auf dem Android ab.
Ach, und das beste: Für erweiterte Möglichkeiten, vom Handgelenk auch auf Benachrichtigungen zu reagieren, soll man die Android Wear App installieren. Wieder ein Prozess mehr, der Resourcen auf dem Android schluckt. Und echte Android Wear Integration wird man wahrscheinlich nicht bekommen können. Um z.B. Navigationsanweisungen auf der Pebble sehen zu können, muss man eine extra Pebble-App, z.B. “Nav.Me” installieren, die man aber auch extra bezahlen soll. Die Farbmodelle, Pebble Time und Pebble Time Round, haben auch ein Mikrofon – aber die Google Now Unterstützung soll damit trotzdem noch stark verbesserungswürdig sein. Also ist das auch noch nicht zu empfehlen.
Für Android-Nutzer ist die Pebble also nur eingeschränkt sinnvoll. Immerhin soll in den nächsten Tagen die Timeline-Firmware als Beta kommen. Das neue Interface der Pebble Time soll das Nonplusultra in Sachen Übersichtlichkeit sein und es gibt wohl auch ehemalige Android Wear Nutzer, die nur deswegen zu Pebble zurück gekehrt sind.
Für iOS-Nutzer ist die Pebble eine günstige Möglichkeit, mal eine Smartwatch zu probieren, bevor man ein paar Scheine drauf legt und sich eine Apple Watch holt.
Android Wear hat den riesengroßen Vorteil, dass die meisten Android-Programmierer mittlerweile die Android Wear App “so nebenbei” noch machen, da eben kaum gesonderter Aufwand nötig ist. Somit wird das Angebot an Wear-Apps immer breiter. Und wenn man die von Pebble abgerufenen 249,- € für die Pebble Time Steel als Maßstab nimmt, bekommt man dafür auch schon eine SEHR ordentliche Android Wear Uhr.
Jetzt müsste es nur noch eine Android Wear geben, die das Display der Sony SW3 (transflektiv, also auch “always on” und ohne Beleuchtung ablesbar) sowie GPS, WiFi und Pulsmesser mit an Bord hat… also eine eierlegende Wollmilchsau.
Oder eine Pebble Time mit nativer Android Wear Unterstützung. Da würde ich auch auf den Zusatzschnickschnack verzichten.
EDIT: Noch vergessen: Die Pebble hat die Möglichkeit, im Hintergrund Daten zu erfassen. Üblicherweise installiert man sich dazu eine Schrittzähler-App. Aber auch den Akkustand kann man auf diese Art überwachen lassen. Bei den Schrittzählern gibt es allerdings nur 2 halbwegs genaue Apps: Jawbone und Misfit. Und die Jawbone-App hat noch das Problem, dass man regelmäßig auf das dort mitgelieferte Ziffernblatt wechseln muss, damit die gezählten Schritte mit der Webseite synchronisiert werden. Die Misfit-App macht das im Hintergrund. Hat man schon ein Jawbone-Gerät, werden die Daten der Pebble mit geringerer Priorität ausgewertet. Soll heißen: Trägt man gleichzeitig ein Jawbone-Armband und die Pebble, wird Jawbone nur die Daten vom Armband auswerten, weil das genauer ist. Lässt man das Armband liegen, werden die Daten der Pebble genutzt. Sofern man regelmäßig auf’s (hässliche) Jawbone-Ziffernblatt wechselt…
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